Das Geheimnis der Rufnummernportierung

Rufnummernportierung – also die Mitnahme einer Rufnummer von einem Anbieter zu einem anderen – ist ein großes Thema. Gerade für Unternehmen ist die Rufnummernportierung wichtig, weil so Angebote verschiedener Anbieter verglichen und bei Bedarf genutzt werden können. Telefonnummern sind mittlerweile zum Namensbestandteil von Unternehmen geworden. Gedruckte Visitenkarten, Briefpapier, Flyer, Anzeigen in Periodika, Webseiten und Verzeichnisdienste enthalten die Telefonnummer als eine der ersten Kontaktmöglichkeiten. Ändert sich die Rufnummer, müssen all diese Elemente ebenfalls geändert werden. Seit längerem sind Telefonanbieter dazu verpflichtet, einmal vergebene Rufnummern von einem Anbieter auf den nächsten zu übergeben. Der eine oder andere Kunde wird dabei festgestellt haben, dass es hier zu Problemen kommen kann – die glücklicherweise meist vermeidbar sind.

Woher stammen Telefonnummern?

Telefonnummern sind relativ früh in der Anfangszeit der Telefonie entstanden. Als Telefonate noch leitungsvermittelt in Vermittlungsstellen aufgebaut wurden, gab es zunächst sogenannte Vermittlungstafeln, auf denen per Steckverbindung direkte Verbindungen manuell durchgeschaltet wurden. Das Wählen wurde dabei im Kontakt mit einem „Fräulein vom Amt“ per Sprache durchgeführt.

Thema Rufnummernportierung: Hebdrehwähler aus den Anfängen der Telefonie.
Thema Rufnummernportierung: Hebdrehwähler aus den Anfängen der Telefonie.

Später wurden dann im Impulsverfahren sogenannte Hebdrehwähler eingeführt. Hier wurden die Leitungen elektrisch im Schrittverfahren geschaltet (siehe Abbildung).

 Wie funktioniert das Telefonnetz heute?

Telefonate werden heute nicht mehr leitungsvermittelt aufgebaut. Schon im ISDN-Netz wurden keine Leitungen mehr geschaltet; stattdessen wurden Verbindungen über das Telefonnetz im Multiplexverfahren hergestellt. Schon vor längerer Zeit wurde beschlossen, Telefonie nur noch im sogenannten NGN – dem „Next Generation Network“ – zu übermitteln, in dem Telefonate per IP übermittelt werden. Eine herkömmliche Adressierung per Telefonnummer ist dafür nun eigentlich nicht mehr notwendig, da es wesentliche bessere Adressierungsverfahren gibt.
Das NGN ist aber noch nicht vollständig Realität geworden, auch wenn der Aufbau schon sehr weit fortgeschritten ist. Bislang wurde noch kein alternatives Adressierungsverfahren für die Sprachkommunikation flächendeckend durchgesetzt. Die klassische Telefonnummer stellt immer noch den Standard dar.

Wie funktioniert Adressierung im Festnetz?

Ursprünglich war jeder Telefonleitung eine eindeutige Nummer zugeordnet, die auch der Adressierung diente. „Herr“ über alle Telefonleitungen und deren Adressierung war lediglich ein einziger Anbieter. In Deutschland hatte die Post (bzw. später die Deutsche Telekom AG) diese Monopolstellung bis 1998 inne. Bis dahin war eine Rufnummernportierung nicht notwendig. Es gab schlicht und einfach keine alternativen Anbieter, zu denen man hätte wechseln können.
Heute gibt es mehrere Anbieter: Unter anderem Telekom, Vodafone/Arcor und lokale Provider wie NetCologne oder sogar das Unternehmen RhönEnergie aus Fulda. Diese Anbieter haben eigene Netze und versorgen Häuser, Wohnungen und Firmen mit Internetzugängen und Telefonanschlüssen.

… und im Mobilfunk?

Seit den Anfängen der ersten D-Mobilfunknetze basiert die Adressierung auf Geräteadressen; klassische Rufnummern werden nur noch als Adressierungsmittel genutzt. Daher können Rufnummer problemlos zwischen den Carriern ausgetauscht werden.

Wie läuft eine Rufnummernportierung ab?

Will ein Kunde seinen Telekommunikationsanbieter wechseln, steht er zunächst vor ein wenig Bürokratie. Er füllt gemeinsam mit einem Vertriebsmitarbeiter in einem Telefonladen ein Formular (1) aus, das (zwingend) per Fax (2) an seinen neuen Provider geschickt werden muss. Dort wird das ausgefüllte Formular elektronisch erfasst. Der Provider erzeugt aus den erhobenen Daten einen sogenannten „P-Datensatz“ (3), der Details wie die Rufnummer und das Datum der Umstellung enthält. Dieser Datensatz wird an den bisherigen Anbieter geschickt, der ihn mit einem „L-Datensatz“ ergänzt und an den neuen Provider (4) zurückschickt. Der L-Datensatz enthält wiederum die Rufnummer und das Datum der geplanten Portierung. Sind beide Daten gleich, wird die Portierung an dem gewünschten Termin stattfinden. Wenn nicht, unterbleibt die Portierung oder wird nur ungenügend durchgeführt. Beide Provider – sowohl der bisherige als auch der neue – senden beide Datensätze an alle anderen Anbieter, damit diese die Möglichkeit haben, Ihre Portierungsdatenbanken abzugleichen. Zur Sicherheit erhält die Deutsche Telekom (5) beide Datensätze ebenfalls, um die Übersichtstabellen zu pflegen. Schließlich wird die Portierung am vereinbarten Datum durchgeführt; damit ist der Prozess der Rufnummernportierung abgeschlossen.

Ablauf der Rufnummernportierung in Deutschland

Probleme beim Austausch der Portierungslisten

Das grundsätzliche Problem bei einer Rufnummernportierung: Weitere (Dritt-) Provider werden über diesen Vorgang nicht informiert. Jeder Anbieter (Telekom, Vodafone und andere) haben eigene Routing-Tabellen, anhand derer abzulesen ist, welche Rufnummer in welches Netz geleitet werden muss. Damit sind Probleme bei und nach der Rufnummernportierung quasi vorprogrammiert: Durch das Verfahren, die die Daten der Rufnummernportierung per Fax zu übermitteln, kommen die ersten Fehler zustande. Die Übergabe der P- und L-Datensätze ist auch nicht immer garantiert. Heute sind rund eine Million Rufnummern nicht korrekt in den Tabellen der verschiedenen Anbieter eingetragen.
Kann ein Anbieter eine Rufnummer anhand seiner Routing-Informationen keinem anderen Anbieter oder sich selbst zuordnen, versucht er das jeweilige Telefonat ins Netz der Telekom abzugeben. Das hat aber den Nachteil, dass dann entsprechende Gebühren (sogenannte „Durchleitungskosten“) fällig werden, die dem Anbieter an der Marge später fehlen. Könnte er das Telefonat direkt in das richtige Netz übergeben, würden diese Gebühren nicht anfallen.
Findet selbst die Deutsche Telekom eine Rufnummer nicht in ihren Adressierungstabellen, ist der entsprechende Anschluss nur noch aus dem Netz des aktuellen Anbieters erreichbar. Aus anderen Netzen können dann keine Telefonate empfangen werden. Das Kuriose daran: Aus dem eigenen Netz heraus können trotzdem jederzeit alle anderen Rufnummern angerufen werden. In diesem Fall muss eine Korrektur der Informationen der Rufnummerportierung durchgeführt werden. Hinderlich: Auch dieser Weg muss wieder per Fax stattfinden.

Die Zukunft der Rufnummernportierung

In Zukunft werden voraussichtlich zwei Dinge passieren: Zum einen werden sich alle Telekommunikationsprovider auf eine zentrale Routing-Datenbank einigen müssen. Hier gibt es in Düren bereits einen Anbieter (sms eSolutions GmbH), der sich intensiv mit diesem Projekt beschäftigt. Zum anderen muss die Adressierungsart im Telefonnetz neu überdacht werden. Was im Internet (DNS-Server, Routing, etc.) schon längst funktioniert, sollte auch in der Sprachkommunikation irgendwann realisiert werden. Eines ist sicher: Mittelfristig steht uns der Abschied von klassischen Telefonnummern ins Haus, da diese schon seit geraumer Zeit nicht mehr notwendig sind.

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